Von Dagmar Lukas
Bereits für den letzten DJ wollte ich eigentlich über das Leben mit meiner alten Irish Water Spaniel Hündin „Missy“ schreiben. Doch irgendwie fand ich nicht die richtigen Worte. Die Beschäftigung mit der Tatsache, dass „Missy“ nun tatsächlich alt ist - wir feierten letzte Woche ihren 12ten Geburtstag – führte mir den nahenden Verlust nur allzu deutlich vor Augen. Doch ganz unkommentiert kann und möchte ich „Missy´s“ Leben nun auch nicht lassen, dafür ist sie für mich zu bedeutsam.
Vor 12 Jahren kam eine kleine und von Anfang an sehr ernst- hafte Irish Water Spaniel Hündin in mein Leben. Mit Jagd hatte ich damals nur am Rande etwas zu tun. Als sehr nasen-affiner Spaniel verschrieben wir uns daher erst einmal ernsthaft der Rettungs-Hundearbeit und hier im Speziellen dem Mantrail- ling. Nebenbei und quasi als Entspannung, als Hobby gedacht, nahmen wir am Jagdersatz-Training (Dummyarbeit) teil.
Dort und dann nach der ersten Einladung zum echten jagdlichen Übungswochenende zeigte sich überdeutlich, wo die eigentliche Leidenschaft eines Wasserspaniels liegt. Das Training zum Jagdhund war ein Selbstläufer: ich zeigte ihr einmal, welche Arbeit anstand und sogleich machte sie es. Es gab nicht einmal ein Trainings-Problem. Schleppen, der Apport, die Wasserarbeit, auch die lebende Ente... alles lief wie am Schnürchen. Ich staunte jeden Tag aufs Neue, wie sehr meine Hündin für die Jagd geboren war. Ich selbst lernte dabei viel mehr, als dass ich ihr etwas beibrachte. „Missy“ hatte ganz offensichtlich einen angewölften und ausgeprägten Jagdinstinkt. Sie ist ein instinktsicherer Apportierer und hat einen unermüdlichen Finde-Willen. Die Prüfungen bis zur VPS im Inland und FT im Ausland absolvierte sie ebenfalls ohne Probleme.
Ich jage nun mit ihr seit vielen Jahren im In- und Ausland und bekam aufgrund meiner Hündin spannende Jagdeinladungen. Etliche Male konnte sie verletztes Wild auch unter schwierigs- ten Bedingungen finden und bergen. Mehr als einmal hat sie dabei die Schützen in Erstaunen versetzt, da diese von einem Fehlschuss ausgingen. Unermüdlich arbeitete sie die Wund- fährten von Federwild auch über mehrere hundert Meter durch dichtestes Schilf aus. Einmal angesetzt, war kein weiteres Kommando nötig, sie wusste besser als jeder Mensch, was zu tun ist. Ich konnte und kann mich immer auf sie verlassen. Und genau DAS ist es, was mir nun in ihrem hohen Alter schmerzlich bewusst wird.
„Missy“ ist jetzt 12, ihre Knochen/Gelenke werden steifer, ihre Muskulatur schwindet, ihre Zähne sind zum Teil ausgefallen, sie ist grau geworden. Ihre Augen sind immer noch gut und vor allem ihre Nase ist exzellent wie eh und je. Auch ihr Wille und ihre Motivation zur Arbeit ist ungebrochen. Dies, in Kombination mit ihrer zunehmenden körperlichen Gebrechlichkeit, verlangt nun deutlich mehr Übersicht auf meiner Seite.
Ich muss sie in der Zwischenzeit zu ihrem Besten vor sich selbst schützen. Sie darf nur noch auf Drückjagden mit einfachem Bewuchs und nur noch ein Treiben mitjagen. Im Ausland auf Niederwildjagden geht es nicht mehr im hohen Farn oder durch Brombeerbüsche und Gräben, sondern nur noch bei einfacher Dickung. Bei den Entenjagden wartet sie nicht mehr bei den Schützen am kalten Wasser im Regen für die schnellen Apporte, sondern warm und sicher im Auto und wird nur noch für die anspruchsvollen Nachsuchen geholt. Im Anschluss daran heißt es dann gut abtrocknen und warm einpacken und gleich nach Hause an den Ofen. Die alljährliche Kitzsuche darf sie nur in den sehr frühen Morgenstunden und nur bei gemäßigten Temperaturen mitmachen, da sie weiterhin ohne Rücksicht auf Verluste sucht und finden will.
Mit anderen Worten, sie darf immer noch jagen, denn in ihrem Kopf und in ihrer Vorstellung ist sie nicht alt. Aber die Frequenz und Dauer und Art der Jagd muss ich deutlich an ihr hohes Alter anpassen. Wir fahren auch heute noch gerne unsere Runden mit dem Rad, doch eben nicht mehr täglich so wie früher und auch nur noch 3 bis 6 km. Dies alles ist sicherlich vielen Jägern mit ihren alten Jagdhunden bekannt.
Was mir eigentlich wichtig bei diesem Artikel war, ist Folgendes: Ich genieße wirklich jeden einzelnen Moment, den ich noch mit meiner einmalig tollen Hündin verbringen darf und für jeden Aspekt ihrer Arbeit lobe ich sie ausdrücklich und intensiv. Wenn sie mit ihrem Apport bei mir ankommt, dann wird sie tüchtig und ausgiebig gefeiert und gewürdigt. Ich zeige ihr meine Dankbarkeit dafür, dass sie sich immer noch ungebrochen für mich in die Arbeit stürzt. Sie sticht nach wie vor jeden jüngeren meiner Hunde in der Suche aus, ich kann mich immer noch 100% auf sie verlassen. Und dafür bekommt sie alle Anerkennung, die sie verdient. „Missy ist die Beste“ ist ein geflügeltes Wort geworden und wird bei jeder Gelegenheit dem Hund gesagt. Meine Achtung vor ihrer Lebensleistung und meine Liebe zu ihrem immer freundlichen sanften Charakter und ihrer Persönlichkeit ist unendlich. Was tue ich nur, wenn sie irgendwann nicht mehr ist?